Warum es “ADS” nicht gibt und alles unter ADHS fällt

Die Konzepte von Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) haben in den vergangenen Jahren eine signifikante Evolution durchlaufen. Während früher zwischen ADS (ohne Hyperaktivität) und ADHS (mit Hyperaktivität) unterschieden wurde, hat sich im wissenschaftlichen und klinischen Diskurs ein Konsens herausgebildet, der diese Unterteilung überwindet. Dieser Artikel beleuchtet, warum der Terminus “ADS” ausgedient hat und nun alle relevanten Zustandsbilder unter der Diagnose ADHS subsumiert werden.

Einheitliche Diagnose durch DSM-5 und ICD-10

DSM-5

Das von der American Psychiatric Association herausgegebene Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition (DSM-5), stellt eine wichtige Neuerung in der Klassifikation der ADHS dar. Statt fester Subtypen führt es verschiedene Ausprägungen der Störung ein, die die dynamische Natur von ADHS besser abbilden. Die Einteilung erfolgt in:

  • Vorwiegend unaufmerksame Ausprägung: Diese Kategorie fängt Personen ein, die hauptsächlich Unaufmerksamkeitssymptome aufweisen und entspricht dem, was früher umgangssprachlich als “ADS” bezeichnet wurde.
  • Vorwiegend hyperaktiv-impulsive Ausprägung: Hier stehen Hyperaktivität und Impulsivität im Vordergrund der Symptomatik.
  • Gemischte Ausprägung: Beide Symptomgruppen, Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität, sind gleichermaßen vorhanden und prägend für das klinische Bild.

ICD-10

Auch die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10), herausgegeben von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), erkennt verschiedene Formen der ADHS an, wobei die Benennung und Klassifizierung geringfügig von der des DSM-5 abweichen kann. Trotz dieser Unterschiede ist der übergeordnete Ansatz ähnlich, indem ein Spektrum an Symptomen und Ausprägungen der ADHS anerkannt wird.

Der Übergang von “ADS” zu ADHS

Die Verschiebung hin zur ausschließlichen Verwendung des Begriffs ADHS beruht auf einem vertieften Verständnis der Störung. Die traditionelle Unterscheidung, die eine klare Trennlinie zwischen “ADS” und “ADHS” zog, basierte auf der Annahme, dass das Vorhandensein oder Fehlen von Hyperaktivität für die Diagnose entscheidend sei. Diese Auffassung hat sich jedoch als zu vereinfachend herausgestellt, da sie die Komplexität und Variabilität der Störung nicht angemessen berücksichtigt.

Die Einführung von Ausprägungen im DSM-5 trägt dem Rechnung und spiegelt wider, dass sich die Symptome von ADHS im Laufe des Lebens eines Individuums verändern können. Diese dynamische Sichtweise ermöglicht eine präzisere Diagnose und individualisierte Behandlung.

Fazit

Die Zusammenführung unter dem Dachbegriff ADHS ermöglicht eine ganzheitlichere Betrachtung und Behandlung der Störung. Die Anerkennung, dass ADHS ein Spektrum mit variablen Ausprägungen darstellt, verbessert das Verständnis und die Unterstützung für Betroffene. Die Abkehr von der veralteten Unterscheidung zwischen “ADS” und “ADHS” reflektiert den Fortschritt im wissenschaftlichen Verständnis der Störung und unterstreicht die Notwendigkeit einer flexiblen, individuell angepassten Herangehensweise in Diagnose und Therapie.

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