Sport zur Bewältigung von ADHS: Wirkmechanismen und Forschungsergebnisse

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) stellt sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter eine große Herausforderung dar. Neben den konventionellen Behandlungsmethoden wie Medikation und Psychotherapie rückt zunehmend die körperliche Aktivität als eine effektive Ergänzung in den Fokus der Forschung. Aylin Mehren und Alexandra Philipsen haben in ihrer Studie, veröffentlicht in der “Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie”, den aktuellen Forschungsstand zur Rolle von Sport bei ADHS zusammengefasst und dabei insbesondere die Wirkmechanismen und Langzeiteffekte beleuchtet.

Wirkmechanismen von Sport bei ADHS

Die positiven Effekte von Sport auf ADHS können durch verschiedene neurophysiologische und molekulare Mechanismen erklärt werden. Die Forschung zeigt, dass körperliche Aktivität die Freisetzung wichtiger Neurotransmitter wie Dopamin und Noradrenalin fördert, welche eine zentrale Rolle in der Regulierung von Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen spielen. Dies ähnelt den Effekten von Stimulanzien, die häufig zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden. Darüber hinaus wird angenommen, dass Sport die Ausschüttung von Serotonin und Endorphinen steigert, was wiederum positive Auswirkungen auf die Stimmung und Emotionsregulation hat.

Weiterhin könnte körperliche Aktivität die Freisetzung von Wachstumsfaktoren wie dem Brain-derived neurotrophic factor (BDNF) fördern, der für die neuronale Entwicklung und Plastizität wichtig ist und somit Lern- und Gedächtnisprozesse unterstützt. Interessant ist, dass bei ADHS-Patienten eine veränderte Freisetzung von Wachstumsfaktoren und Stresshormonen beobachtet wurde, was durch regelmäßige sportliche Betätigung möglicherweise positiv beeinflusst werden kann.

Kurz- und Langzeiteffekte von Sport auf ADHS

Die Forschung zu den kurzfristigen Effekten von Sport auf ADHS zeigt deutlich, dass bereits eine einzelne Sporteinheit die Aufmerksamkeit und Inhibitionsfähigkeit verbessern kann. Insbesondere moderate Ausdauerübungen wie Laufen oder Radfahren scheinen hierbei effektiv zu sein. Eine der Studien fand heraus, dass schon 30 Minuten moderates Laufen die Reaktionszeit und Impulsivität bei Kindern mit ADHS signifikant reduzieren konnte.

Langzeitstudien zur regelmäßigen körperlichen Betätigung weisen ebenfalls auf positive Effekte hin. Ein 6-wöchiges Sportprogramm in Kombination mit der Einnahme von Methylphenidat führte zu einer deutlicheren Verbesserung der ADHS-Symptomatik und der kognitiven Kontrolle im Vergleich zu Kontrollgruppen, die keine sportliche Betätigung ausübten.

Fazit und Ausblick

Die Ergebnisse von Mehren und Philipsen unterstreichen die Bedeutung von körperlicher Aktivität als ergänzende Behandlungsoption für ADHS. Sport scheint nicht nur die ADHS-Symptomatik direkt zu beeinflussen, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern. Angesichts der vielfältigen positiven Effekte ist es entscheidend, dass zukünftige Forschung die optimalen Bedingungen für Sport als Therapieform weiter untersucht, um individuell angepasste Bewegungsprogramme entwickeln zu können.

Quelle

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