Schlafprobleme sind ein häufiges und herausforderndes Thema für Menschen mit ADHS. Dr. Monika Riedinger, eine renommierte Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, hat in ihren Vorträgen und Arbeiten aufgezeigt, wie tiefgreifend diese Problematik sein kann. Mehr als zwei Drittel der Menschen mit ADHS haben laut Studien, wie jener von Valsecchi et al. (2022), Schwierigkeiten mit dem Schlaf. Sie leiden unter klassischen schlafbezogenen Störungen wie Ein- und Durchschlafschwierigkeiten, die 2,5-mal häufiger auftreten, Schlafapnoe und Schnarchen (3-6-mal erhöht) sowie dem Restless-Legs-Syndrom (14,5-mal erhöht).
Dr. Riedinger erklärt, dass eine negative Energiebilanz bei ADHS-Betroffenen vorherrscht: Trotz extremer Müdigkeit am Abend und Erschöpfung beim Aufwachen, wird der Tag oft nur mit Hilfe von Kaffee oder Energydrinks bewältigt. Dieses Gefühl, vom eigenen Gehirn kontrolliert zu werden, passt zu dem Verständnis von ADHS als einer neurobiologischen Störung, bei der die Schwächung bestimmter Hirnzentren zu den typischen Symptomen führt.
Interessanterweise sind etwa 50% der Menschen mit ADHS im Tagesverlauf von erheblichen Müdigkeitsattacken betroffen. Dr. Riedinger betont, dass diese Energieverluste oft mit der Reizüberflutung bei ADHS zusammenhängen. Der Thalamus im Zwischenhirn, auch das „Tor zum Bewusstsein“ genannt, ist bei ADHS geschwächt. Dies führt dazu, dass Reize ungefiltert ins Bewusstsein gelangen, was zusätzliche Energie kostet und „hirnmüde“ macht.
Wie können Betroffene damit umgehen? Dr. Riedinger empfiehlt Techniken wie externe Reizabschirmung, das Aufsuchen ruhiger Umgebungen oder kurze Power Naps (unter 30 Minuten). Auch Gedankenstopp-Techniken in Kombination mit einer guten Planung und Strukturierung des Alltags können hilfreich sein.
Dr. Riedinger hebt hervor, dass es entscheidend ist, aktiv Strategien zur Stressbewältigung anzuwenden, um die Schlafqualität zu verbessern. Geregelte Zubettgehzeiten, Einschlafrituale und das Vermeiden aktivierender Aktivitäten vor dem Schlafengehen sind wichtige Maßnahmen. Auch Entspannungsübungen wie Meditation, MBSR, Yoga oder ein duftendes Bad können unterstützend wirken.
In ihren Vorträgen und Veröffentlichungen betont Dr. Riedinger, dass das Verständnis und die aktive Auseinandersetzung mit den eigenen ADHS-spezifischen Herausforderungen entscheidend sind, um ein erfülltes und ausgeglichenes Leben zu führen. Ihr Fokus liegt darauf, Betroffenen Werkzeuge an die Hand zu geben, um mit den Schwierigkeiten, die ADHS mit sich bringt, besser umgehen zu können.
Einen Artikel über das Thema findet man auch im Magazin von ADHSplus20:
https://adhs20plus.ch/wp-content/uploads/2023/03/adhsFOCUS_27_ADHS-und-Folgeerscheinungen.pdf