Die Studie von Schmiedeler et al., veröffentlicht in der Zeitschrift für Pädagogische Psychologie (2020), wirft Licht auf das lang diskutierte Thema der Prokrastination bei Personen mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung). Durch eine detaillierte Untersuchung wurde erforscht, wie ADHS-Symptome mit dem Aufschieben von Aufgaben zusammenhängen und welche Rolle Selbstkontrolle sowie sozial vorgeschriebener Perfektionismus dabei spielen.
Hauptergebnisse der Studie
ADHS und Prokrastination
Die Forschungsergebnisse bestätigen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen ADHS-Symptomen, insbesondere Unaufmerksamkeit, und einer erhöhten Neigung zur Prokrastination besteht. Dies unterstreicht, wie charakteristische Merkmale von ADHS, wie Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit zu halten, das Risiko für Prokrastination erhöhen können.
Selbstkontrolle als Mediator
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Rolle der Selbstkontrolle als Vermittler zwischen ADHS-Symptomen und Prokrastination. Personen mit ADHS zeigen oft eine beeinträchtigte Selbstkontrolle, was das Aufschieben von Aufgaben begünstigt. Die Studie legt nahe, dass Verbesserungen in der Selbstkontrolle möglicherweise dazu beitragen könnten, die Tendenz zum Aufschieben bei Menschen mit ADHS zu verringern.
Sozial vorgeschriebener Perfektionismus
Ein weiterer wichtiger Befund betrifft den sozial vorgeschriebenen Perfektionismus, der ebenfalls als Mediator identifiziert wurde, allerdings mit einem geringeren Einfluss im Vergleich zur Selbstkontrolle. Die Erwartung, hohe, von außen gesetzte Standards erfüllen zu müssen, kann ebenfalls zu Prokrastination führen, da sie den Druck erhöht und möglicherweise Angst vor dem Scheitern verstärkt.
Bedeutung der Studienergebnisse
Die Ergebnisse von Schmiedeler et al. bieten wertvolle Einblicke in die Mechanismen, die Prokrastination bei ADHS beeinflussen. Die Identifizierung von Selbstkontrolle und sozial vorgeschriebenem Perfektionismus als Mediatoren eröffnet neue Perspektiven für Interventionen und Behandlungsansätze, die auf diese spezifischen Faktoren abzielen könnten.
Durch das bessere Verständnis der zugrundeliegenden Dynamiken bietet die Studie eine Grundlage für die Entwicklung gezielter Strategien, um Personen mit ADHS dabei zu unterstützen, Prokrastination zu überwinden und ihre Produktivität zu steigern. Dies könnte Ansätze umfassen, die auf die Stärkung der Selbstkontrollfähigkeiten abzielen, sowie Interventionen, die darauf ausgerichtet sind, den Einfluss von Perfektionismus zu mindern.
Die Studie von Schmiedeler et al. markiert einen wichtigen Schritt im Verständnis der Verbindung zwischen ADHS und Prokrastination und unterstreicht die Bedeutung von Selbstkontrolle und sozial vorgeschriebenem Perfektionismus in diesem Zusammenhang. Mit diesen Erkenntnissen können Fachleute gezieltere Unterstützung anbieten und so dazu beitragen, die Lebensqualität von Menschen mit ADHS zu verbessern.